Wenn es um Entscheidungen unter Unsicherheit geht, sind viele Unternehmerinnen und Unternehmer heute mehr denn je gefordert: Auf der einen Seite bieten uns Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) scheinbar grenzenlose Rechenpower, Mustererkennung und datenbasierte Vorschläge. Auf der anderen Seite spüren wir intuitiv, dass unsere Erfahrung, unsere Menschenkenntnis und das Wissen um Kontexte eine Qualität haben, die kein Algorithmus je nachbilden kann. Und genau darum geht es in diesem Text: Warum Erfahrung in Zeiten von KI nicht altmodisch ist, sondern zunehmend wertvoll.
1. Entscheidungen brauchen Kontext
Ein KI-System kann vieles: Daten analysieren, Prognosen erstellen, Empfehlungen aussprechen. Aber es versteht nicht, warum etwas wichtig ist. Oder wie sich ein Konflikt anspühlt, wie viel Vertrauen im Spiel ist, wie viel Geschichte in einem Prozess steckt. Gerade in kleineren und mittleren Unternehmen, die stark von Personen, Beziehungen und gewachsenen Strukturen geprägt sind, ist Kontext alles. Ein erfahrener Berater erkennt nicht nur, was falsch läuft, sondern auch, warum die Lösung nicht einfach auf Knopfdruck greift. Erfahrung ist Kontextwissen in Aktion.
Dazu passt ein Gedanke aus dem „Harvard Business Review“ (2023): “AI is great at predictions, but poor at understanding causes.” Genau hier braucht es die Intuition und das Erfahrungswissen von Menschen. Menschen, die zuhören, Muster erkennen – aber auch Zwischenzeilen lesen.
2. Daten sind nur die halbe Wahrheit
Zahlen lügen nicht, heißt es. Aber sie erzählen auch nicht die ganze Geschichte. Wenn ich als Berater Prozesse analysiere, Controlling-Strukturen bewerte oder operative Engpässe sichtbar mache, sind Zahlen ein zentraler Anker. Doch entscheidend ist: Was folgt daraus? Was heißt das für den einzelnen Menschen, für das Team, für die Kultur im Unternehmen?
Intelligente Systeme liefern heute beeindruckende Visualisierungen, KPIs und Benchmarks. Doch sie können nicht mit dem Unternehmer ins Gespräch gehen und fragen: “Wie geht es Ihnen damit?” Sie können keine Unsicherheit in Sicherheit übersetzen. Das aber ist mein Ansatz: Ich verbinde harte Zahlen mit feiner Wahrnehmung, unternehmerisches Denken mit empathischer Beratung. Das schafft Vertrauen – und fundierte Entscheidungen.
3. Transformation ist mehr als Technik
Viele Organisationen stehen vor oder mitten in Transformationsprozessen. Digitalisierung, Fachkräftemangel, Generationenwechsel – all das zwingt zur Veränderung. KI wird hier oft als Allheilmittel dargestellt: Automatisierung, Chatbots, Decision Engines. Doch Transformation gelingt nur, wenn Menschen mitgehen. Und das tun sie nur, wenn sie sich verstanden fühlen, wenn Prozesse nachvollziehbar und Entscheidungen menschlich sind.
Beratung in kritischen Phasen heißt für mich deshalb nicht nur, Prozesse zu optimieren, sondern auch Spannungen zu erkennen, Potenziale freizulegen und unternehmerische Handlungsfähigkeit wiederherzustellen. Ich erlebe es regelmäßig: Dort, wo KI an Grenzen stößt, beginnt die Wirksamkeit von Erfahrung, Zuhören und dem Blick für das Wesentliche.
Der „MIT Sloan Management Review“ schreibt dazu in einer aktuellen Ausgabe: “AI enhances decision-making, but the final judgment remains human.” Und genau da liegt der Unterschied: Wer sich seiner Entscheidung sicher sein will, braucht beides. Daten und Gespür. Tools und Vertrauen. Technik und Mensch.
Zum Schluss: Vertrauen Sie Ihrer Intuition – und holen Sie sich Sparringspartner
Mein Tipp: Wenn Sie vor einer Entscheidung stehen, bei der es um mehr geht als Excel-Tabellen, dann holen Sie sich Menschen an Ihre Seite, die nicht nur Tools, sondern auch Menschen verstehen. Die nicht nur analysieren, sondern einordnen. Die nicht nur beraten, sondern mitdenken.
Denn Künstliche Intelligenz kann viel. Aber Erfahrung sieht, was Maschinen nicht sehen: Zusammenhänge, Widerstände, Chancen. Und das ist oft der Unterschied zwischen einem guten und einem richtigen Schritt.
